Arnold Schwarzenegger fährt auf einem Motorrad durch eine Feuerwolke
Bildrechte TriStar Pictures, Inc.

Die Veranstaltungsreihe der Evangelischen Kirche in Bamberg nähert sich dem Thema „Künstliche Intelligenz“ über das Medium Film und kooperiert dabei mit dem Odeon-/Lichtspielkino, der VHS Bamberg-Stadt, dem Verein der Lichtspielfreunde e.V., der Evangelischen Studierendengemeinde und Katholischen Hochschulgemeinde sowie der Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für Öffentliche Theologie an der Universität Bamberg.

Unter dem Titel „Künstliche Intelligenz - Wohin?“ werden an fünf Abenden im Januar und Februar gesellschaftlich-ethische Fragestellungen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz und im Hinblick auf die Zukunft von Demokratie anhand von Filmklassikern und zeitgenössischen Werken thematisiert.

Am Mittwoch, den 15. Januar 2025, um 18 Uhr wird im Lichtspielkino Bamberg nun mit Terminator 2 der erste Film der Reihe gezeigt. Der Film von Regisseur James Cameron aus dem Jahr 1991 stellt laut Pfarrer Dr. Schneider historisch betrachten den „wohl meistdiskutierten Film zum Themenkomplex“ dar. Terminator 2, mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle, bietet die bis heute komplexeste Darstellung davon, wie KI sich verselbständigt und versucht, die Menschheit durch einen Atomkrieg auszulöschen sowie die Überlebenden weiter zu bekämpfen. Die Notwendigkeit von Steuerung und Einhegung der KI nicht zuletzt im militärischen Bereich und zum Zweck der Erhaltung von Freiheit, Demokratie und der Menschheit als Ganzer wird hier überdeutlich – ebenso wie die Tatsache, dass dies von menschlichen Entscheidungen abhängt.

Der Abend wird durch eine Einführung von Dr. Schneider begleitet, gefolgt von der Möglichkeit zur Diskussion. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an ein Publikum, das Interesse an gesellschaftlich relevanten Fragen hat und den Diskurs über die Verantwortung im Umgang mit KI vertiefen möchte. Der Eintritt beträgt 5 €. Die Filmreihe wird gezeigt in Zusammenarbeit mit den Lichtspielfreunden Bamberg e.V. und durch einen Zuschuss des Kulturamts Bamberg unterstützt.

Weitere Filme der Reihe (jeweils 18 Uhr im Lichtspielkino, am 22. Januar im Odeon):

  • 22. Januar: Minority Report (2002)
  • 29. Januar: Ex Machina (2015)
  • 5. Februar: Total Trust (2023)

Eine Kino- und Diskussionsreihe zum Thema „Künstliche Intelligenz – Wohin?“ In dieser Reihe sollen gesellschaftlich-ethische Fragestellungen und die Zukunft der Demokratie vor dem Hintergrund Künstlicher Intelligenz an fünf Abenden im Januar und Februar beleuchtet werden.
Die Veranstaltungsreihe beginnt am Mittwoch, 8. Januar, um 18 Uhr bei der VHS Bamberg-Stadt. Pfarrer Hans-Helmuth Schneider und Jonathan Weider von der Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle werden die zentralen Aspekte der Debatte um Künstliche Intelligenz vorstellen.

Update (11.12.2024)

Abschiebung von eritreischer Frau aus der Johanneskirchengemeinde Hallstadt ausgesetzt

Die Abschiebung einer eritreischen Frau in die Militärdiktatur Eritrea, die für Donnerstag, 12.12., geplant war, wurde durch das Innenministerium ausgesetzt. Die Härtefallkommission des Landtags wird sich nun mit dem Fall auseinandersetzen.

Die Frau war als Soldatin mit ihrer jungen Tochter aus dem eritreischen Militärdienst geflohen und nach einer langen, von schweren Gewalterfahrungen geprägten Flucht nach Deutschland gekommen. Die evangelische Kirchengemeinde Hallstadt, die Eritreerin und ihre Tochter im Jahr 2018 vorübergehend ins Kichenasyl aufgenommen hatte, hatte sich mit breiter Unterstützung durch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, humanitäre Bündnisse aus Kirche und Zivilgesellschaft sowie durch zahlreiche Menschen, die die Frau kennen, gegen die Abschiebung ihres Gemeindemitglieds eingesetzt. Der Fall hatte auch außerhalb Bambergs insbesondere deswegen Aufsehen erregt, weil Abschiebungen in die Militärdiktatur Eritrea in der Vergangenheit aus humanitären Gründen so gut wie nie durchgeführt wurden.

Das Update bezieht sich auf folgende Pressemitteilung:

PRESSEMITTEILUNG                                                       

Bamberg/Hallstadt, 08.12.2024

Tisgehana Teklai in Umarmung mit Claudia Leitz-Niehaus
Bildrechte Markus Trenkle
Das Bild wurde 2018 bei der ersten
Bamberger MAHLwache Asyl aufgenommen.
Es zeigt die Eritreerin und eine Frau aus
der Johannesgemeinde (Claudia Leitz-Niehaus).
Es war Titelbild der Einladungskarte zur
Frauentafel "Liebe in Zeiten der Abschottung"
der Interreligiösen Fraueninitiative.

Die evangelische Kirchengemeinde in Hallstadt ist entsetzt. Am Freitag wurde ein eritreisches Gemeindemitglied in Abschiebehaft genommen, die Frau soll nach Eritrea abgeschoben werden. 

Die Frau ist den Menschen in der Johannesgemeinde, seitdem sie und ihre damals vierzehnjährige Tochter 2018 im Kirchenasyl waren, ans Herz gewachsen. Obwohl sie selbst eritreisch-orthodox ist, half sie bei Veranstaltungen und Gottesdiensten. Sie gehört zur Gemeinde dazu. Nach jedem Gottesdienst steht sie beim Kirchenkaffee unter den Menschen und verteilt ihr selbst gebackenes Brot. Dementsprechend schockiert zeigten sich die Gottesdienstbesucher am 2. Advent, als Prädikantin Susanne Freund gleich zu Beginn des Gottesdienstes mitteilte: „Unsere [Name] soll abgeschoben werden. Ihr Platz ist heute leer.“ Pfarrer Andreas Schlechtweg und die Tochter der Frau schilderten die Umstände.

Die Eritreerin hat eine schwierige Geschichte von jahrelanger Flucht vor dem Militärdienst in Eritrea und schwere Gewalterfahrungen im Sudan, in Libyen und Italien hinter sich. Psychisch und körperlich ist sie tief verletzt. Im letzten Jahr konnte sie sich stabilisieren. Dazu beigetragen haben viele ehrenamtliche Helfer der Kirchengemeinde und Institutionen. Aktuell ist sie nach einem Krankenhausaufenthalt dringend auf eine Weiterbehandlung angewiesen. Trotzdem hat sie, solange sie eine Arbeitserlaubnis hatte, als Putzhilfe bei verschiedenen Arbeitgebern gearbeitet und ist für ihren Lebensunterhalt selbst aufgekommen – bis ihr im vergangenen August die Arbeitserlaubnis entzogen wurde. Die Kirchengemeinde war dabei, einen Antrag an die Härtefallkommission zu stellen. Abschiebungen nach Eritrea waren in der Vergangenheit die absolute Ausnahme. 

Was sie in Eritrea erwartet, ist kaum vorstellbar. Abgesehen von der ungeklärten Gefährdungslage einer ins Ausland entlaufenden Soldatin – ihr Partner, den sie über 10 Jahre nicht gesehen hat, ist aidskrank, der Bruder seit vielen Jahren im Gefängnis. Es wäre ein Weg ins Elend. Zudem lebt ihre Tochter hier in Bamberg, mittlerweile ist diese 20 Jahre alt. Vor dem Hintergrund von deren Kindheit und Jugend erst bei einer Tante in Äthiopien, im Flüchtlingslager im Sudan sowie angesichts der erlebten Umstände in Libyen und des Fluchtwegs ist es bewundernswert, was diese junge Frau geleistet hat. Sie hat die Schule abgeschlossen. Sie spricht hervorragend deutsch. Sie ist nach diesen langen Jahren sehr gut integriert. Sie hat eine Ausbildung zur Bürokauffrau begonnen, musste jedoch diese aufgrund eines zeitlich begrenzten Aufenthaltstitels unterbrechen. Ihr Ausbildungsbetrieb konnte das Risiko, sie unter Umständen nicht fertig ausbilden und übernehmen zu können, nicht eingehen. Aktuell sucht sie nach einem neuen Ausbildungsbetrieb. Es wäre eine große Härte, wenn die beiden Frauen, Mutter und Tochter, nun nach all dem, was sie miteinander erlebt und erlitten haben, auseinandergerissen würden.

Die Kirchengemeinde hat eine Unterschriftenaktion gestartet und Abgeordnete angeschrieben. Sie bitten eindrücklich darum, dass die Eritreerin einen Aufenthaltsstatus und eine Arbeitserlaubnis bekommt und aus der Abschiebehaft entlassen wird. Bereits am ersten Tag haben sich über 150 Menschen handschriftlich eingetragen.

Auch die Bamberger Mahnwache Asyl am kommenden Montag (9.12., 18 Uhr auf der Unteren Brücke in Bamberg) wird ihre Solidarität ausdrücken. Pfarrerin Susanne Wittmann-Schlechtweg und die Tochter der eritreischen Frau werden auch dort berichten. Die Unterschriftenlisten liegen ebenfalls aus.

Presseanfragen an

Pfarrer Andreas Schlechtweg und Pfarrerin Susanne Wittmann-Schlechtweg

pfarramt.hallstadt@elkb.de

Tel. 0951 71575

Das Zelt der Religionen auf dem Markusplatz in Bamberg
Bildrechte beim Autor

Crowd-Funding Spendenaktion ab dem 1. Advent bis Ende Februar 2025


https://www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/neues-zeltdach-der-religion…


12 Jahre nach der Landesgartenschau muss die Zeltplane des Zelts der Religionen am Markusplatz in Bamberg erneuert werden. Vor allem die Witterung , aber auch manche mutwillige Beschädigung haben der Plane arg zugesetzt. Deshalb hat die Vorstandschaft des Fördervereins Zelt der Religionen e.V. sich entschlossen, eine neue, im Aussehen identische Zeltplane anzuschaffen und am Zelt anzubringen. Der Einsatz für das Miteinander und den Dialog zwischen den Religionen in Bamberg und darüber hinaus soll weitergehen und auch in Zukunft mit dem Zelt der Religionen über ein weithin bekanntes und im Bamberger Stadtbild auffallendes Zeichen verfügen, als Zuhause für viele Veranstaltungen vor allem im Verlauf der Sommerhalbjahre.
Auch wenn und starke Partner Stiftungen und Förderprogramme unterstützen, müssen wir dennoch einen Eigenanteil von etwa 30.000 Euro aufbringen. Um dieses Ziel zu erreichen, starten wir im Advent 2024 mit Hilfe der VR-Bank Bamberg-Forchheim ein Crowd-Funding, mit dem Ziel 5000 Euro an Spenden zu erreichen. Jede Spende wird von der Bank bis zu einem Höchstbetrag von 50 Euro pro Einzelspende mit dem gleichen Betrag gefördert, sodass wir bei einem erfolgreichen Abschluss des Projekts bis zu 5000 Euro aus dem Fördertopf der VR-Bank erhalten könnten.
Alle Ihre Spenden sind steuerlich absetzbar. Für Einzelspenden über 200 Euro stellen wir Ihnen eine Spendenquittung aus. Auch kleine und kleinste Beträge helfen uns weiter!

Wir danken allen, die sich für unser Anliegen, ein friedliches, respektvolles und tolerantes Miteinander und Kennenlernen der Menschen aller Religionen in Bamberg einsetzen!

November 2024: Abschluss der Risiko- und Potentialanalyse im Dekanat Bamberg

Das Präventionsteam des Dekanats Bamberg hat mit der Risiko- und Potentialanalyse einen wichtigen Schritt im Prozess der Entwicklung eines Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt abgeschlossen.

Bei diesem Schritt werden verschiedene Bereiche, die für das Schutzkonzept relevant sind, genau unter die Lupe genommen. Die Erkenntnisse aus dieser Analyse sind grundlegend für die weitere Arbeit am Konzept.

Hier finden Sie den ausführlichen Bericht.

Unterwegs mit Posaunen und Trompeten im Norden Tansanias
drei Blechbläser aus Meru
Bildrechte Peter Mattenklodt

Im August 2024 begaben sich Mitglieder verschiedener fränkischer Posaunenchöre auf eine außergewöhnliche Reise in den Norden Tansanias, um Bambergs Partnerschafts-Diözese Meru zu besuchen. Unter den Teilnehmenden waren auch zwei junge Männer aus dem Dekanat Bamberg. Von ihren Eindrücken und musikalischen Begegnungen werden die Reisenden am Montag, den 25. November 2024 um 19:00 Uhr im Gemeindehaus der Auferstehungskirche berichten. Herzliche Einladung!

Verschiedene Menschen auf der Orgelempore
Bildrechte tvo
Begehung der Orgelempore in der Stephanskirche
im Rahmen der Schutzkonzeptentwicklung

Ein Fernsehteam hat das Präventionsteam des Dekanats bei seinen Raumbegehungen und Multiplikatorin Pfin. Kathrin Seeliger bei einer Basisschulung zur Prävention sexualisierter Gewalt im Stephanshof begleitet. Hier können Sie den Beitrag sehen!

Wenn Sie weiterverfolgen wollen, was im Bereich Prävention sexualisierter Gewalt in unserem Dekanat passiert, schauen Sie doch regelmäßig im dazugehörigen Bereich unserer Website vorbei, der regelmäßig aktualisiert wird.

Stimm für Teamwork
Bildrechte ELKB

In den 20 Gemeinden des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Bamberg wurden am vergangenen Sonntag, 20. Oktober 2024 neue Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher gewählt, die für die nächsten sechs Jahre gemeinsam mit den Hauptberuflichen die Leitung ihrer Gemeinden übernehmen werden. Sie tragen die Verantwortung für die strategische Ausrichtung der Gemeinden, Personalentscheidungen und die Gestaltung des Gemeindelebens. Ihr Engagement ist ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der kirchlichen Gemeinschaft und des Ehrenamts.

Dekanin Sabine Hirschmann dankt allen Kandidierenden und Wählerinnen und Wählern für ihre Beteiligung: „Das Engagement der vielen Menschen, die sich zur Wahl gestellt haben, der zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen, die einen reibungslosen Ablauf der Wahl ermöglicht haben, und die Wahlbeteiligung insbesondere bei den jungen Leuten beeindruckt mich. All das ist für mich ein Zeichen der lebendigen Kraft der Gemeinden im Dekanat Bamberg! Gemeinsam packen wir notwendige Veränderungen an, gestalten Kirche im Geist von Gemeinschaft und christlicher Verantwortung und setzen uns für ein starkes Miteinander in Kirche und Gesellschaft ein!“

Die Wahlbeteiligung bei der Kirchenvorstandswahl am vergangenen Sonntag liegt im Dekanat Bamberg bei über 21%. Die höchste Wahlbeteiligung gab es wieder in der jüngsten und ältesten Altersgruppe: Bei den 14- bis 16-jährigen hatten 31,5%, bei den über 60-jährigen 27,7% der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung bewegt sich in den Dekanatsbezirken der gesamten bayerischen Landeskirche in der Bandbreite zwischen 17 und 67 %.

Insgesamt bleiben die Zahlen der Wahlbeteiligung in der evangelischen Landeskirche also erfreulich stabil. Eine Wahl-Challenge, die durch sieben Gemeinden in und um Bamberg herum ins Leben gerufen wurde, konnte deshalb aber leider nicht gewonnen werden. Die Kirchengemeinden hatten gewettet, dass sie die Wahlbeteiligung auf 24% steigern können und bei einem Eingang von 4000 gültigen Wahlzetteln vier Hausaufgabenpatenschaften im Familientreff Löwenzahn finanzieren würden. Durch die etwas über 3000 Wahlzettel, die bei den Gemeinden stattdessen zusammenkamen, reicht es aber immerhin für drei Hausaufgabenbetreuungsplätze, über die sich die Kinder im Löwenzahn freuen können.

Weitere Informationen zu den Wahlergebnissen und den neu gewählten Kirchenvorständen finden Sie auf den Websites der jeweiligen Kirchengemeinden. Die neuen Kirchenvorstände werden zu Beginn der Adventszeit in ihren Gemeinden in ihr Amt eingeführt und ihre Arbeit aufnehmen.

Podiumsdiskussion evangelischer Gemeinden in Bamberg beleuchtet sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch in kirchlichen Strukturen

 

Grafik: Dranbleiben
Bildrechte Evangelisch in Bamberg

Am 16. Oktober 2024 luden die Bamberger evangelischen Gemeinden St. Matthäus, St. Stephan und Erlöserkirche in die KUFA Bamberg ein, um ein drängendes Thema zu diskutieren: Was tun gegen sexualisierte Gewalt in kirchlichen Strukturen? Aktuellen Anlass für die Veranstaltung hatte die Veröffentlichung der unabhängigen ForuM-Studie zu Beginn des Jahres gegeben. Diese Studie hatte aufgedeckt, in welchem Umfang und aufgrund welcher spezifischen Strukturen es im Kontext der evangelischen Kirche seit den 1940er Jahren zu sexualisierter Gewalt gekommen ist. Doch dieser Abend war mehr als nur eine Bestandsaufnahme vergangener Missstände. Es ging um das Brechen eines tief verankerten Schweigens, das in vielen Bereichen der Gesellschaft und insbesondere auch in der Kirche existiert.

Sabine Wallner hält digitalen Vortrag
Bildrechte Martin Schnurr
Dr. Florian Mayer und Sabine Wallner auf dem Podium

Schweigen und Idealisierung von Männlichkeit schützt Täter

Etwa 50 Interessierte, darunter Gemeindemitglieder und Fachpersonal weltlicher Institutionen, nahmen an der Veranstaltung teil, die von Dr. Florian Mayer moderiert wurde. Aus Frankreich digital zugeschaltet war Sabine Wallner vom Institut für Praxisforschung und Projektbegleitung in München, das für die ForuM-Studie die Perspektive Betroffener von sexualisierter Gewalt erforscht hat: „In vielen Gemeinden gibt es eine Kulturtechnik des 'Vergessen-Machens'. Man schweigt so lange über sexualisierte Gewalt, bis sie allmählich in Vergessenheit gerät. Dieses Schweigen muss gebrochen werden. Hat eine Person einen Verdacht, so muss sie sprechen, muss sie gehört werden und damit rechnen können, dass ihr geglaubt wird.“ Man müsse sich in den Gemeinden auf eine gemeinsame Wahrheit zugunsten der Betroffenen einigen: „Die Scham muss die Seite wechseln“, zitierte Wallner die Anklägerin im Vergewaltigungsprozess von Avignon, Gisèle Pélicot. Die Studie habe gezeigt, wie informelle Strukturen und Netzwerke in den Gemeinden das Schweigen begünstigen. Besonders alarmierend sei, dass die Gewalt selbst oft als weniger problematisch wahrgenommen wird als die Tatsache, dass sie gemeldet oder aufgedeckt wird. Dieses Schweigen führt dazu, dass Betroffene nicht ernst genommen und Täter geschützt werden. Begünstigend hierfür wirke auch eine spezifisch evangelische Idealisierung von Männlichkeit. Sabine Wallner sprach von der Tendenz in evangelischen Kreisen, bestimmte männliche Personen zu charismatischen Persönlichkeiten hochzustilisieren und sie mit unverhältnismäßig viel Macht auszustatten, welche dann verschleiert werde. Diese Machtkonzentration schafft eine gefährliche Umgebung, in der sexualisierte Gewalt geplant und durchgeführt werden kann, während das Schweigen der Gemeinde die Täter schützt: „Der macht sowas nicht!“

Podiumsdiskussion
Bildrechte Martin Schnurr
v.l.n.r. Dr. F. Mayer, E. Habermeier, S. Hirschmann,
Sophia, W. Neunhoeffer, Dr. R. Fritz,
digital zugeschaltet: S. Wallner.

Familiale Strukturen als Deckmantel für Täter

Im anschließenden Podiumsgespräch wies Prof. Dr. Regina Fritz, die aus der Evangelischen Hochschule Nürnberg angereist war, auf die Strukturen der Gemeinden hin, die ein solches Schweigen begünstigen. „Wir haben sehr unterschiedliche Machtstrukturen in der evangelischen Kirche, die sehr verschieden zu charakterisieren sind. Unsere Gemeinden sind beispielsweise eher wie Familien organisiert“, erklärte sie. Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde deutlich, wie gerade in solchen familiären Strukturen Nähe entsteht, die planvoll vorgehende Täter ausnutzen können. Auf das Dilemma, dass Kirche eigentlich einen Raum für Geborgenheit schaffen müsse, dies aber zugleich Tätern Unterschlupf bieten könne, ging Pfarrer Walter Neunhoeffer ein. „Das offene Pfarrhaus, wo jeder willkommen ist, habe ich als einen Ort erlebt, an dem Menschen Geborgenheit und Ermutigung erfahren. Es hat mich erschüttert, dass es auch als Ort des Missbrauchs identifiziert wurde. Aufgabe muss sein, dass die genannten Werte gelebt werden können, ohne dass Täter einen ‚Schutzraum‘ haben.“ Besondere Aufmerksamkeit gilt aus seiner Sicht daher jenen Orten, an denen Verborgenes geschehen kann: „Begegnungen müssen stattdessen dort stattfinden, wo viele Menschen sind, die hinsehen.“ Auch ging er darauf ein, dass es normalisiert

Walter Neunhoeffer
Bildrechte Martin Schnurr
Pfarrer Walter Neunhoeffer auf dem Podium

werden müsse, um Einverständnis zu bitten, wenn es bei Segenshandlungen oder in Jugendspielen zu körperlichen Berührungen kommt. Wenn dies eine Selbstverständlichkeit werde, würden diejenigen auffallen, die Grenzen verletzen. Sabine Wallner erweiterte diesen Aspekt auf den gesamtgesellschaftlichen Kontext hin: „Grenzüberschreitungen begegnen wir überall, und wir werden nicht selten schon von klein auf dagegen desensibilisiert: Wenn ein Kind, das dem Bussi der Oma ausweicht, gesagt bekommt, es solle sich nicht so anstellen, das sei doch lieb gemeint, werden schon früh Grenzen und Bedürfnisse des Kindes missachtet; und dass es sie zum Ausdruck bringt, wird hier nicht ernst genommen, sondern ignoriert. Diese früh eingeprägten Denk- und Verhaltensmuster sollten reflektiert und neu gedacht werden.“

Nein sagen muss leicht sein

Auf diesen Aspekt ging auch die jugendliche Mitarbeiterin Sophia ein, die ehrenamtlich in der evangelischen Jugendarbeit tätig ist: „Wir werden in Seminaren geschult, darauf zu achten, dass keine Spiele mehr gespielt werden, in denen man sich zu nahekommt. Alle Menschen haben Grenzen, die müssen respektiert werden.“ Wenn außerdem verschiedene Alternativen der Beschäftigung angeboten werden, müsse sich niemand aktiv gegen eine Gruppe stellen, wenn er sich mit einer Aktivität nicht wohl fühle: „Nein sagen muss leicht sein!“ Die Schulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt seien bei Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen jeden Alters und in allen kirchlichen Arbeitsfeldern mittlerweile verpflichtend.

Sabine Hirschmann
Bildrechte Martin Schnurr
Dekanin Sabine Hirschmann auf dem Podium

Kein Ermessensspielraum mehr beim Opferschutz

Dies lobte auch Dekanin Sabine Hirschmann: „Endlich hat das, was in der Landeskirche seit mindestens einem Jahrzehnt begonnen wurde, so richtig Fahrt aufgenommen!“ betonte Hirschmann, die damals als Studienleiterin in der Ausbildung von Pfarrpersonen Präventionsschulungen eingeführt hatte. Mittlerweile seien diese, so Prof. Dr. Fritz, die an der Ausbildung verschiedener kirchlicher Berufsgruppen beteiligt ist, in enger Kooperation mit Fachpersonal stark ausgebaut worden und etabliert. Sabine Hirschmann ergänzte: „Es gibt ein ‚vor der Studie‘ und ein ‚nach der Studie‘. Nun gibt es klare Handlungsanweisungen für Leitungspersonen, wie sie bei Verdachtsfällen vorgehen müssen. Wir haben keine Ermessensspielräume mehr. Es ist gut, dass dies nun nicht mehr Gegenstand von Diskussion ist. Durch die Studie ist es auch denen klar, die nie geglaubt haben, dass sexualisierte Gewalt mindestens jedes fünfte Kind betrifft: Wir können uns nicht aus der Verantwortung stehlen, Missbrauch gibt es nicht nur bei den anderen, den gibt es auch in der evangelischen Kirche“, so Hirschmann.

Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt

Kritische Fragen aus dem Publikum und auf dem Podium gab es vor allem zum Umgang mit Betroffenen. So wurde beispielsweise gefragt, welchen Raum die Begleitung Betroffener einnimmt, wenn man sich bei einem Verdachtsfall vornehmlich auf die Konsequenzen für den Täter konzentriere. Elke Habermeier, die als Ansprechperson für Betroffene auf dem Podium saß, berichtete daraufhin von den Aufgaben, die mit diesem Amt verbunden sind: Verdachtsfälle aufnehmen und die Betroffenen unterstützen, unter anderem auch durch Vermittlung von juristischen oder psychologischen Beratungsangeboten. „Es ist wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse von Betroffenen zu achten. Das eine ist die Begleitung der Betroffenen in ihrer Krisensituation, das andere der Opferschutz durch klare dienstrechtliche und juristische Konsequenzen für den Täter. Es braucht unbedingt beides“, so Habermeier. Die Notwendigkeit einer intensiven Begleitung Betroffener stellten auch Maria Schuster vom Weißen Ring, Svenja Debelius vom Notruf bei sexualisierter Gewalt (SkF Bamberg e.V.) und Psychotherapeutin Melanie Becker heraus, die als Expertinnen im Publikum geladen waren und auch im Anschluss an die Veranstaltung für Gespräche zur Verfügung standen. Es wurde deutlich, dass gerade die Vernetzung zwischen kirchlichen und weltlichen Institutionen an vielen Stellen essenziell für eine wirkungsvolle Prävention, Intervention und Aufarbeitung bei Fällen sexualisierter Gewalt in der Kirche ist – zumal Betroffene dieser Gewalt häufig explizit nicht von kirchlichen Vertretern begleitet werden wollen, wie die ForuM-Studie gezeigt hat.

Die Forschung ernst nehmen

In ihren abschließenden Worten appellierte Sabine Wallner eindringlich: „Es reicht nicht, nur auf vergangene und aktuelle Vorfälle zu reagieren. Wir müssen die tief verankerten Strukturen und Narrative hinterfragen, die Grenzüberschreitungen überhaupt ermöglichen. Reflektieren Sie Machtkonzepte kritisch! Hinterfragen Sie evangelische Ideale! Nehmen Sie die Forschung ernst!“

Viele Teilnehmende blieben auch nach Ende der Veranstaltung, um miteinander zu diskutieren und Eindrücke an einer Pinnwand zu dokumentieren. Die Gemeinden sehen dies als Auftrag für die weitere Arbeit: „Dranbleiben“ – nicht nur bei der Aufarbeitung, sondern vor allem beim aktiven Hinsehen und Aufbrechen vorherrschender Strukturen.

Die ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt ist online verfügbar unter forum-studie.de. Kontakt zur Melde- und Fachstelle bei sexualisierter Gewalt in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern erhalten Sie unter aktiv-gegen-missbrauch-elkb.de. Laufend aktuelle Informationen zum Stand der Präventionsarbeit im Dekanat Bamberg finden Sie unter dekanat-bamberg.de/praevention-sexualisierter-gewalt

Vorbereitungsteam und einige Podiumsteilnehmende
Bildrechte Martin Schnurr
Orgateam und einige Podiumsteilnehmende: v.l.n.r. Prof. Dr. Regina Fritz, Astrid Popp, Holger Matthes, Carolin Stange, Natalie Schreiber, Susanne Nitzsche-Kröner, Kathrin Lange, Walter Neunhoeffer, Elke Habermeier, Sabine Hirschmann, Dr. Florian Mayer